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Und was sehen wir, die wir doch so oft im Orbit unserer Fantasy-Welten schweben? Wenn wir – nicht minder erhaben – auf die Karten jener wundersamen und bizarren Erdteile blicken, die allein der Fantasie entsprungen sind?
Einen Pfannkuchen. Manchmal auch einen ausgerollten Fertigpizzateig, belegt mit ungefähr anderthalb grau-braunen Bergkette (für die Zwerge) und ganz genau einem großen grünen Wald (für die Elfen).
Aber woran ich mich am meisten störe, ist die Form: Dieses unvorteilhaft flatschige. Mal etwas ausgefranst, mal etwas löchrig, doch am Ende ein Pfannkuchen, der seine ein wenig zu große Pfanne ausfüllen wollte. Nur dass da statt der Pfanne ein Blatt Papier war; rechteckig, DIN-genormt. Und da liegt das Problem.
Fantasy-Welten sehen langweilig aus, weil sie das Blatt bedecken wollen.
Das mag gute und praktische Gründe haben. Schließlich sind unsere Notizzettel und Bildschirme, mit denen wir arbeiten und kreieren, nun mal rechteckig. Und hat die Kundschaft, die gutes Geld für ihr Rollenspielbuch bezahlt haben, nicht das Recht, auch auf dem Kartenmaterial möglichst viel Spielwelt pro Quadratzentimeter zu bekommen?
Aber ich meine, für eine organischere Spielwelt lohnt es allemal, aus gewohnten Schranken auszubrechen. Daher mein Appell:
Wenn du das nächste Mal eine Fantasy-Weltkarte zeichnest, nimm kein Blatt Papier!
Widerstehe dem horror vacui und dem verlockenden Diktat des weißen Rechtecks! Flieh und zeichne auf irgendetwas anderem: Den Blättern deiner Zimmerpflanze. Ein paar Steinen aus dem Garten. Den Scherben eines Tellers, der dir runtergefallen ist. Und wenn es doch Papier sein muss, dann streu wenigstens ein bisschen Kleinkram als natürliche Hindernisse darüber. Kleb mehrere Zettel zu einer wilden Collage zusammen oder lass deinen Hund den Zeichenblock zerfleddern. Schenk deinen noch nicht entstandenen Kontinenten einen Urknall.
Und dann, erst dann, lass deine Spielwelt über das fließen, was Natur und Chaos ihr als Bett bereitet haben. Und iss zur Belohnung einen Pfannkuchen.
Stefan Droste
2 Comments
Wenn wir – nicht minder erhaben – auf die Karten jener wundersamen und bizarren Erdteile blicken,
An den Satz werde ich heute Abend beim Eischalfen denken. Vielen Dank dafür :-)=)
Es gibt ja auch so Tricks mit Reiskörnern oder auch mit Würfeln um eine Landschaft zu gestalten. Auf dem Tisch direkt verteilen und danach erst auf einem Blatt Papier (oder besser digital) Umrisse, Hügel, Seen, Berge etc. aufzeichnen. Die Idee Gegenstände (Büroklammern vielleicht?) zu nehmen, um Hindernisse einzuzeichnen, finde ich gut.