Labyrinth #8 – 1W10 Dinge, die man bei einem zügigen Aufbruch vergessen kann
23. Juli 2017Wochenupdate #39
26. Juli 2017Dungeon World hat eine besondere Methode um die Kampagnenwelt zu präsentieren. Wenn man nicht auf eine vorgefertigte Welt wie die Vergessenen Reiche, Greyhawk, Aventurien oder Westeros zurückgreift, wird die Hintergrundwelt Meile für Meile gemeinsam am Spieltisch erschaffen. Die Methode ist dabei genauso einfach wie effektiv: Fragen stellen. Der Spielleiter sollte während der Charaktererschaffung und auch im Abenteuer nie zögern Fragen zu stellen. Die Antworten werden im Laufe der Zeit den Blick auf die Kampagnenwelt schärfen.
Dieser Artikel soll ein paar Ideen für Fragen liefern. Es lohnt sich diese Methode auch mit anderen Spielen auszuporbieren und man wird überrascht sein, wie kreativ die eigene Gruppe ist und wie gut die Welt, zunächst mit groben Strichen dann aber immer feiner, gezeichnet wird. Außerdem kennt jeder sofort die Welt und der Spielleiter muss nicht zuerst mühsam erklären warum die Vergessene Reiche so toll sind. Damit man ein gelenktes Brainstorming hat, sollte man sich an der Charaktererschaffung orientieren, nachdem man den Grundton seiner Kampagne festgelegt hat.
1. Grundton
Die erste Frage sollte sich mit dem Grundton der Kampagne und des Settings beschäftigen. Ist Magie alltäglich oder nur ein Gerücht? Ist das Setting düster oder pulpig? Wollen die Spieler “Helden” sein oder müssen für jeden Sieg hart bezahlen? Der Grundton ist wichtig, damit jeder am Tisch dieselbe Vorstellung von der Welt hat, die anschließend gestaltet wird.
- Dark Fanatsy á la Dragon Age?
- Sword & Sorcery á la Conan?
- Romantische Fantasy á la Pendragon?
- High Fantasy á la Vergessene Reiche?
- Tolkien Fantasy oder etwas in Richtung Agone, mit griechischen Anleihen?
Gelangt man hier an die Grenzen der Genre (die ohnehin schwammig sind), kann man auch versuchen bestimmte Aspekte der Welt herauszuarbeiten:
- Wie geläufig ist Magie?
- Wie ist der Vehältnis der verschiedenen Völker?
- Wurde das Land von Kriegen verherrt?
- Haben die Götter die Welt verlassen?
- Spielen wir Helden die etwas bewegen (DSA) oder spielen wir einfache Leute, die in etwas Großes hingezogen werden und damit zurecht kommen müssen (Warhammer)?
2. Völker
Üblicherweise wählt man dann bei der Charaktererschaffung sein Volk. Zwerge, Menschen, Elfen, Gnome, Orks, Minotauren, Medusen, etc. Auch hier sind keine festen Vorgaben gemacht. Vielleicht sind Menschen ein schwaches Volk und wurden von den Zwergen versklavt um in den Minen zu schuften? Sind Elfen nur Geschöpfe aus Sagen, die kinder stehlen? Haben Gnome die Welt mit technischen Erfindungen unterjocht?
- Welchen Preis haben die Zwerge für ihre Freiheit zahlen müssen?
- Sind Elfen unsterbliche Geschöpfe?
- Warum sind gerade die Goblins die Erzfeinde der Menschen?
- Warum herrscht der Gnomenkonig über das alte Orkreich?
- Warum leben die Menschen getrennt von den anderen Völkern und ummauern ihre Städte und Siedlungen?
3. Klassen
Nun die Klassen: Kämpfer, Magier, Schurke, Paladin, Kleriker … Wir kennen sie alle. Aber hat man sich einmal gefragt ob der Paladinorden nur dazu da ist, die Magier zu bewachen (Dragon Age)? Und werden Kleriker womöglich bespuckt, weil sie es waren, die die Götter auf die Welt aufmerksam machten und so Leid und Zerstörung über das Land brachten? Sind Magier wirklich die Fürsten der Reiche oder sind sie Marionetten ihrer dämonischen Meister? Sind Barden Spione, die von Hof zu Hof ziehen und so ein geheimes Netzwerk unterhalten?
- Gibt es mehr als den einen Gott?
- Ist Magie ein Geschenk oder ein Fluch?
- Warum ist die Diebesgilde eine angesehne Gilde?
- Was hat der letzte Krieg den Kämpfern angetan?
- Warum sterben die Druiden aus?
4. Persönliches
Nun die persönlichen Aspekte eines Charakters. Wer war dein Vater? Wieso hast du deine Mutter nie gesehen? Warum hast du das Dorf angezündet? Wieso würdest du dich nie von deinem Hund trennen? Auch Persönliches kann zur Weltengestaltung beitragen. War der König dein Vater, dann stellt sich die Frage ob er gerecht war. Bist du in den Tiefen der Zwergenreiche aufgewachsen, beschreibe wie dieses Reich aussah und wie du an die Oberfläche gereist bist. Wenn du eine enge Beziehung zu deinem Hund hast, liegt es vielleicht daran, dass in Tieren die Geister deiner Ahnen weiterleben?
- Was war der erste Gegenstand den du je gestohlen hast?
- Wer entdeckte deine Begabung?
- Was hast du geopfert um heute der zu sein, der du bist?
- Wieso konnte deine Familie als einzige dem Elfenangriff entgehen?
- Was konntest du mit all deinem Gold niemals erlangen?
Das sind alles nur Beispiele. Alle Spieler können leicht neue Fragen ersinnen oder bei interessanten Punkten nachhaken. Jeder kann Antworten einbringen und vielleicht entwickeln sich so neue Fragen. Aber man sollte nicht alle Fragen beantworten. Auch Lücken zu lassen ist wichtig, denn so kann der Spielleiter seine eigenen Ideen verwirklichen und die Spieler überraschen. Manches kann sich auch erst nach einigen Spielabenden entwicklen.
Fazit
Mit dieser Methode erschafft man die Welt, während man sie erforscht und entdeckt.